Auch wer kein Schnäppchenjäger ist, freut sich, wenn es mehr gibt fürs Geld. Ein Wursträdchen dazu, Extra-Sahne oben drauf, ein Gratis-Joghurt, weil grad Aktion, zur Feier des Tages ein kleines Geschenk des Hauses. Mehr Platz, mehr Lohn, mehr Ferien, Meersicht – Dankeschön.

Nicht immer ist mehr mehr. Keiner jubelt über mehr Stau, mehr Steuern oder mehr Dreck (Ausnahmen bestätigen die Regel). Wie verhält es sich mit mehr Text?
Papier und besonders Bildschirme lassen sich unbeschränkt mit Worten füllen. Ist die Angst vor dem leeren Blatt erst überwunden, schreibt es sich munter drauflos. Vorsicht: Falls Sie nicht gerade an einem mehrteiligen Bestseller arbeiten, sind Sie mit einem kurzen Text bis maximal eine A4-Seite Papier oder eineinhalb Bildschirmseiten meist besser beraten. Warum?
- Fokus: Sie fördern Ihren eigenen Blick aufs Wesentliche und überlegen sich zweimal, was Ihre Botschaften sind. Und was Ihre Leser tatsächlich interessiert.
- Kein Blabla: Bei wenig Platz vermeiden Sie Floskeln, Füllwörter und banales Geschwätz ganz automatisch.
- Aufmerksamkeit: Je länger der Text, desto grösser die eh schon grosse Herausforderung, Ihre Leser bis zum Schlusssatz bei der Stange zu halten.
Der Haken bei der Sache: Sich kurz zu fassen ist schwieriger als ausschweifende Erklärungen. Oder von Antoine de Saint-Exupéry besser formuliert:
„Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern nichts mehr weglassen kann.“
Setzen Sie sich deshalb von Anfang an eine herausfordernde Limite. Für jede Zeile zu viel, machen Sie eine Liegestütze. Sie werden sehen, wie gut Sie sich kurz fassen können. Oder zum Trost tolle Oberarme bekommen.
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