Markthallen der Freude und des Schreckens

Blick in die Frucht- und Gemüsehalle der Galeria (Bild: M. Schäfer)
„La Galeria“ ist ein Ort, wo man alles kaufen kann. Es sind die alten Markthallen von Manizales, unweit der Kathedrale. Unter den hohen, gewölbten Dächern kommt alles zusammen: Gemüse, Früchte, Fleisch, Fisch, lebende Tiere, Medizinalpflanzen, Kleider, Schuhe, Elektrogeräte, Antiquitäten und Schrott, Gefundenes und Gestohlenes. In einigen Hallen wird auch gekocht, in anderen vor allem gehandelt oder repariert. Es ist geordnetes Chaos, farbig, faszinierend und staubig.

Ein Augenschein empfiehlt sich sehr, allerdings bei Tag und ohne Wertsachen. Denn die Galeria hat einen schlechten Ruf. Sie gilt als Treffpunkt zwielichtiger Gestalten, Kleinkrimineller, Drogenabhängiger und Drogenverkäufer, es wird viel geklaut und nachts warten dort die Prostuierten auf ihre Kunden. Offenbar zieht der Ort auch Menschen an, die verzweifelt sind und Hilfe suchen. Hilfe der anderen Art.

Gestern in der Zeitung La Patria:
In einem Hotelzimmer in Manizales wurde Ende Februar eine 26-jährige Studentin mit aufgeschlitzter Kehle gefunden. Ermordet. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um einen Auftragsmord handelte. Auftraggeber war das Opfer selbst. Die junge Frau hatte in der Galeria jemanden gesucht und gefunden, der für Geld ihren Suizid ausführte, einen Mann namens „der Papagei“, 57 Jahre alt. Sie vereinbarten als Stichtag den Sonntag, 26. Februar.

Am vereinbarten Datum trafen sich in einem Park. Gemeinsam fuhren sie im Taxi zuerst an einen Ort, wo der Mörder sich eine Waffe besorgte, von dort weiter in ein Hotel im Zentrum, wo sie eincheckten und aufs Zimmer gingen. Sie tauchte noch einmal an der Reception auf und verlangte nach Papier und Schreiber. 20 Minuten später ging er alleine weg, nahm ihre wenigen Sachen mit. Das Personal wurde erst aufmerksam, als das Rauschen der Dusche nie aufhörte.

Die Browser-Historie ihres Computers und die Aussagen des Taxifahrers lieferten der Polizei die entscheidenden Hinweise, damit diese Geschichte rekonstruiert werden konnte. Der Grund für den Suizid war eine verzwickte Liebe der Frau zu einem jungen Mann und gleichzeitig zu seinem Vater. In ihrem Unglück sah sie keinen Ausweg und liess sich das Leben nehmen. Der Mörder sitzt in Haft.

In der Galeria kann man alles kaufen. Sogar den Tod.

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