
Ich liebe Postkarten. In Zeiten, in denen wenige Manipulationen am Smartphone genügen, um ein Foto aufzunehmen und kommentiert in die Welt zu schicken, hat das Postkartenschreiben eine schöne, nostalgische Note. Postkarten kaufen, Poststelle suchen, Briefmarken kaufen, Briefmarken aufkleben, Adressen abschreiben, sich einen halbwegs schlauen Text ausdenken, ihn möglichst fehlerfrei und leserlich auf die Karte kritzeln, Postkarten spätestens am Flughafen oder letztem Bahnhof vor der Grenze einwerfen – uff, gerade noch geschafft.
Treffen Danksagungen ein, weiss ich erleichtert, dass die Karten angekommen sind. Noch lange nach der Reise begegne ich ihnen an den Kühlschranktüren von Familienmitgliedern und Freunden, als ob sie dort nur darauf gewartet hätten, schöne Erinnerungen noch einmal aufzufrischen. Postkarten, die ich selber erhalte, bewahre ich so lange auf, bis die Stapel in den Himmel wachsen. Denn da hat jemand an mich gedacht, den Postkartenprozess auf sich genommen, um mir eine Freude zu machen.
Obwohl es von Postkartensujets hier nur so wimmelt, ist Kolumbien kein Postkartenland. Zumindest in Manizales braucht es Glück und Ausdauer, um Postkarten zu finden. Briefmarken und Poststellen gibt es seit über 10 Jahren nicht mehr. Da die Staatspost nicht rentabel war, wurde sie kurzerhand privatisiert. Es sind heute verschiedenste private Anbieter – darunter grosse Namen wie UPS und Fedex (das sind die mit den abstürzenden Flugzeugen) – die den Postdienst sicherstellen und für Post ins Ausland Fantasiepreise verlangen (um neue Flugzeuge zu kaufen). Die ehemalige Staatspost tritt unter dem Namen 4-72 auf und hat, so heisst es, die attraktivsten Preise. Der Versand von 11 Gramm Papier in die Schweiz kostet dort gegen 30 Franken, der Postkartentest steht noch aus.
Drum ein guter Tipp: Feriengrüsse aus Kolumbien trotz Postkartenliebe besser per Whatsapp verschicken, zum Beispiel aus dem Bus unterwegs zur nächsten Destination, wo das Wifi gut und gratis ist. Der Empfang erfolgt unmittelbar: Daumen hoch, Smiley, Dankeschön. „Bueno y barato“, gut und günstig, wie man hier zu sagen pflegt. Auch gut ist die Postkarten-App der Schweizer Post. Da kommt die Karte physisch an. Eine pro Tag ist gratis.
Oder einen Blog schreiben mit herzlichen Grüssen von hier.
Die Geschichte mit den Postkarten gefällt mir sehr. Ich bin auch ein eifriger Postkartensammler. So weiss ich jetzt, dass ich nie eine Postkarte aus Kolumbien erhalten werde.
Helga