
Storytelling liegt im Trend. Auf die persönliche Erzählperspektive kommt es an: selbst da gewesen, eigenhändig angefasst, in der eigenen Nase gehabt, mit den eigenen Ohren gehört, selbst geschmeckt. Über das, was man in persona erlebt hat, kann man kompetent berichten. Richtige Blogs – also nicht die, mit denen sich einige Firmen blogförmig versuchen, einem jüngeren Publikum anzudienen – sind Storytelling in Reinkultur.
Nach 1990 entstanden, sind Blogs heute viel mehr als Online-Tagebücher mitteilungsbedürftiger Einzelmasken oder Technikverliebter. Sie sind eine etablierte Form der persönlichen Meinungsäusserung zu spezifischen Themen, gerade auch dort, wo dies nicht selbstverständlich ist. Allein die grosse Blogging-Plattform Tumblr meldet für Juni 2017 eine Anzahl Tumblr-Blogs von 349 Millionen, davon gegen 30 Prozent in China.
Eine besonders beliebte Blog-Spezies sind die vielen Food Blogs, wo mit Leidenschaft gekocht wird, was die Töpfe hergeben. In ihrer Hochglanz-Form kombinieren sie kreative Kochkunst, Lifestyle, hochstehende Fotografie und professionelle Vermarktung gekonnt miteinander. Manche vollführen dabei einen Hochseilakt, damit Product Placement nicht überhand nimmt und die Glaubwürdigkeit des Persönlichen und Unabhängigen verpufft. Genervte Leser klicken sich weg, begeisterte Leser kaufen das Buch zum Blog.
Ich bewundere all die, die mit ihrer Begeisterung für das Essthetische andere anstecken. Die aus Energiezufuhr etwas Grandioses machen. Und dabei das grosse Fussvolk der Alltagsköchinnen und -köche nicht aus den Augen verlieren, das hungrig im Internet nach Inspiration sucht, nach dem ultimativen Rezept, mit dem sich mit vertretbarem Ressourceneinsatz etwas Leckeres für Gaumen und Auge zaubern lässt.
Einige Links zum Genuss:
- Eine alphabetische Blog-Liste von German Food Blogs: Index deutschsprachiger Food Blogs
- Gewinner 2017 bis 2015 von German Food Blogs: Liste
- Eine Auswahl prämierter, deutschsprachiger Food Blogs 2016 in der Berliner Zeitung