
Wer sich selbst und andere nicht unnötig gefährden möchte, geht dieser Tage auf Distanz. Auch wenn es bedeutet, Reisen zu verschieben, Termine abzusagen, daheim oder einfach am gleichen Ort zu bleiben, wann immer es geht. Ich werde morgen auch nicht wie geplant in ein Flugzeug steigen. Ja, es schmerzt!
Das Ego muss an die Leine, das Herz auch. Es ist nicht schlimm, jemanden eine kleine Weile nicht zu sehen. Es ist schlimm, jemanden nie mehr zu sehen. Alle tragen wir jetzt eine besondere Verantwortung für alle anderen, weltweit, damit unsere Gesundheitssysteme diese Krise bewältigen können und dieser Spuk möglichst bald zu Ende geht.
Wie man sich schützt, sollten mittlerweile alle mitbekommen haben. Aber einfach, um etwas noch einmal zu erwähnen, weil es nicht in allen Köpfen angekommen zu sein scheint: Man kann das Virus auch übertragen, wenn man keine oder noch keine Symptome hat.
Sehen Sie die Chance, daheim gibt es so viel zu tun. Schluss mit den Ausreden! Die Schränke ausmisten, Frühlingsputz, Kleider und andere Dinge flicken, Wand streichen, gärtnern, Bücher lesen, gute Filme schauen, alte CDs hören, all die Mails beantworten und Telefonate erledigen, die Administration in Ordnung bringen, ein Bild malen, das 5000-teilige Puzzle wieder hervorholen, einen Online-Kurs belegen, einen Kuchen backen und der Nachbarin vor die Haustüre legen …
Ich habe das Glück, einen Beruf zu haben, den ich von irgendwoher erledigen kann, also auch von daheim. Als digitale Halbnomadin bin ich es ausserdem gewohnt, Familie und Freunde eine Weile nicht zu sehen. Wir sehen, hören und lesen uns in der Zwischenzeit digital. Es ist nicht das gleiche. Aber es geht sehr gut, ganz ehrlich. Das physische Wiedersehen ist nachher umso schöner.
Übrigens: Momentan gibt es in Kolumbien 34 bestätigte Fälle, die Zahl steigt schnell. Eben wurde in unserer Stadt der erste Coronavirus-Fall gemeldet. Ein nordamerikanischer, 65-jähriger Tourist wurde isoliert. Wir werden sehen, wie ein Land diese Krise meistert, in dem Leute regelmässig sterben, weil sie im Notfall von Spital zu Spital geschickt werden. „Paseo de la Muerte“ wird diese vorletzte Reise genannt. Oder sie sterben, weil sie zu lange auf eine Kostengutsprache ihrer Versicherung warten müssen. Falls sie sich eine Versicherung leisten können, heisst das.
Liebe ist … daheim zu bleiben.