Asche fällt

Der Vulkan schläft nicht, er dämmert, köchelt leise auf Stufe gelb, zweittiefste von vier. Im Halbschlaf qualmt er vor sich hin. Ab und zu hustet er. Dann rumpelt es im Krater und es fällt Asche auf die Stadt. Kleine Flöckchen segeln vom Himmel, langsam, fast unsichtbar, wie erster Schnee, nur grau. Sie legen sich auf alles, vermehren sich und werden zu einem grauen Schleier auf Autos und Dächern und auf den Glastischen, die unter freiem Himmel auf Café-Kunden warten.

Ortsfremde finden den Tisch schmutzig, Einheimische tauschen einen wissenden Blick. Vulkanasche darf man nicht mit Wasser in Verbindung bringen, sonst klebt sie und bleibt. Sie ist nicht gefährlich. Sie ist einfach da. Und verhilft zu legendären Sonnenuntergängen.

Trocken wegwischen, noch einmal, noch einmal, bis es vorbei ist. Das nächste Vulkanräuspern wird nicht lange auf sich warten lassen. Die Stadt schläft trotzdem ruhig. Der Vulkan ist ein Nachbar, den sie kennt.

IMG_5554
Blick über Manizales, im Hintergrund pafft der Nevado del Ruiz (Bild: M. Schäfer)

Kommentar verfassen