Freitagmittag – jeden Freitag – kocht Doña Morelia „Frijoles“, ein traditionelles kolumbianisches Bohnengericht. Textrakt hat ihr dabei über die Schulter und in die Töpfe geschaut.
Doña Morelia (64) ist das Herz und der natürliche Mittelpunkt einer Familie bestehend aus dreizehn Personen zwischen 8 und 91. Alle freuen sich auf Freitag.
Die Vorbereitungen für die „Frijoles“ beginnen mit dem Einkauf. Sie rechnet mit 15 Portionen, damit nicht nur die Familie, sondern auch spontane Gäste genug bekommen. Sie braucht: Reis, Tomaten, Frühlingszwiebeln, grüne Kochbananen (Platano), reife Kochbananen (Platano maduro), Schweineschwarte, Schweinsfüsse, Arepas, Avocado, viel Öl, Milch, Eier und Guanabanamark (oder andere Früchte wie zum Beispiel Mango) und natürlich Bohnen.
Die kolumbianische Anden-Küche ist einfach und deftig. Das Menu besteht aus:
- Bohneneintopf mit Platano und Schweinsfüssen, dazu Hogao (Tomatensauce)
- Reis
- Patacón (fritierte Platano maduro)
- Chicharrón (fritierte Schweineschwarte) oder Spiegelei
- Arepa, Avocado und Jugo de Guanabana
Die Bohnen müssen bereits am Vorabend eingeweicht werden, der ganze Freitagvormittag ist dann dem Kochen gewidmet. Die einzelnen Familienmitglieder haben unterschiedliche Arbeits- und Schulzeiten. So geht es mittags zu wie im Bienenstock. Zwischen 12 und 14 Uhr wird laufend begrüsst und verabschiedet, werden mit vereinten Kräften Teller abgewaschen und wieder gefüllt, neue Arepas gebräunt, Avocados aufgeschnitten und frischer Saft gemixt. Doña Morelia kennt die Vorlieben jedes Einzelnen, nichts bringt sie aus der Ruhe.
Erst wenn die Mehrheit der hungrigen Horde mit vollen Bäuchen und zufriedenen Gesichtern unterwegs ist ins Nachmittagsprogramm, setzt sie sich hin und isst. Ist ihr das manchmal nicht zu viel? „Nein, so ist das mit den Frijoles halt“, meint sie lachend und steht schon wieder auf, um noch einmal Kaffee zu kochen und Kekse aufzustellen.
Meine Hochachtung für Dona Morellia und Ihre Küche. Man hätte Lust zu den Eingeladenen zu gehören.