Eine Art Fasnacht

Halloween in Manizales (Bild: M. Schäfer, Textrakt)
Buntes Treiben auf der Carrera 22: Halloween in Manizales (Bild: M. Schäfer)

In Manizales gibt es keine Fasnacht. Aber es gibt Halloween, das geht auch. Dafür wurden dieses Jahr erstmals zwei Strassen im Zentrum gesperrt. Das Fussvolk erobert den Raum. Es liegen Gelächter und Zaubersprüche in der Luft, Süssigkeiten und der neuste Klatsch werden ausgetauscht.

Halloween ist ein Kinderfest, an dem sich halb und ganz Erwachsene wacker beteiligen. Familien und Freundesgruppen stimmen Kostüme aufeinander ab. Eine Horde böser Clowns und ihre blutigen Opfer da, eine Superfamilie inklusive Superhund dort. Der Vater und das Baby sind Sträflinge, die Mutter in FBI-Uniform, ein Pacman wagt sich mit zwei gefrässigen Geistern heraus. Eine attraktive Krankenschwester in High Heels erschreckt beim Umdrehen mit einem offenen Riesengeschwür im Gesicht. Es fehlt ihr der Arzt.

Viele Kostüme sind ab Stange gekauft oder geliehen. Viele andere sind mit Aufwand, Fantasie oder einer Vorlage aus dem Internet selbst gemacht. Superhelden und Prinzessinnen sind bei den Kindern top, Gruseliges und Bewaffnetes bei den Teenagern, falsche Löwen bei den Hunden, alles Mögliche bei den Erwachsenen. Und ja, es gibt sie auch hier in Massen, die „Ich habe eine lustige Brille/Perücke/Nase/Kopfbedeckung/Haarspange auf, also bin ich verkleidet“. Das ist ok, dabei sein ist alles.

Die Polizei ist präsent. Viel Volk zieht auch Diebe an. Es gibt keine Verkaufsstände, keinen Alkohol, keine Musik. Das Volksfest hat spontanen Charakter. Es verschiebt sich nach einem Regenguss ins grosse Einkaufszentrum, wo Schleckzeug auf Rolltreppen über sechs Etagen die kleinen Besitzer wechselt.

Um 10 Uhr nachts zeigt ein müder Thor von acht Jahren seine Beute im Plastikkürbis vor, den er anstatt seines Hammers schwingt. Er will jetzt heim ins Bett. Aber Halloween war grossartig.

 

 

One thought

  1. Eine amusante Geschichte, die nicht den Vorstellungen entspricht, die man sich für Kolumbien oder überhaupt einem südamerikanischen Land macht. Das ist wohl ein unerwarteter Einfluss der Vereinigten Staaten.

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