Zug im Gepäck

Morgen um halb sieben in der Schweiz (Bild: M. Schäfer)
Morgens um halb sieben in der Schweiz (Bild: M. Schäfer)

Ab und zu werde ich gefragt, ob ich in Kolumbien die Schweiz vermisse, zum Beispiel Raclette und Fondue. Nein und ja. Der Käse ist mir wurst. Aber ich vermisse die Menschen, die im Fondue rühren («ups, schon wieder») oder hinter dem Raclettepfännli sitzen («nur noch den»). Auch jene, mit denen ich spazieren gehe, einen Kaffee trinke oder noch einen Apero.

Aber da ist doch ein Ding, das ich schmerzhaft vermisse: Züge. Kolumbien hat zwar ein leistungsfähiges Transportsystem. Sowohl innerorts als auch zwischen Städten und Dörfern fährt immer etwas – Bus, Chiva, Jeep – und in der Regel sogar häufig. Aber die Züge fehlen (im Blog: «Wo kein Zug fährt»).

Ich habe an Bahnstrecken gewohnt, die halbe Schulkarriere in Zügen verbracht und bin viel und weit mit Zügen gereist. Zuggeratter stört mich nicht. Im Gegenteil: Es gibt mir ein gutes Gefühl. «Ba-bamm, ba-bamm, ba-bamm, schlaf ein, mein Kind, schlaf ein.»

Heute Morgen war Gleisstörung. Dann Verspätung. Dann blockierte Türen. Dann ein Schaffner mit der Durchsage, man solle doch bitte aufhören, an den Türen zu rütteln. Der Zug sei 145 Tonnen schwer und könne nicht losfahren, sogar die Gesundheit gefährden, wenn die Türen offen seien.

Ja, ich vermisse Züge. Auch die unperfekten.

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