Fliegende Gesundheitspolizei

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Ein Geier markiert Präsenz auf dem Kamin (Bild: M. Schäfer).

Eben ist auf dem Dach gegenüber ein ausgewachsener Geier gelandet. Er hat herüber gelinst, mir dann seine schwarze Rückseite zugewandt, sich gemütlich hingehockt und angefangen, sein Gefieder zu putzen.

Was nach Zeilen aus Franz Hohlers „Die Rückeroberung“ tönt, ist hier nichts Ungewöhnliches. Die schwarzen Geier, auch Rabengeier genannt, gehören zur Stadt wie die Tauben. Und nicht selten sitzen sie Seite an Seite, wenn auch taubenseitig mit Sicherheitsabstand.

Geier sind in ganz Kolumbien bis zu einer Höhe von 2700 Metern über Meer daheim. Sie erfüllen eine wichtige Funktion im Ökosystem: Sie sorgen für Hygiene, indem sie herumliegende Tierkadaver und Fleischabfälle rasch und vollständig verschwinden lassen. In der Regel sind es gleich mehrere, die sich um das Futter streiten.

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Geier bei der Arbeit (Bild: M. Schäfer)

Wo die Geier verschwinden, tauchen Probleme auf. So geschehen zum Beispiel in Indien, wo sie an Medikamenten der Tiermedizin verendeten, die sie mit dem Aas aufnahmen. In der Folge verbreiteten sich Seuchen wie die Tollwut. Denn das tote Vieh ernährt nun eine zunehmende Anzahl verwilderter Hunde, die die tödliche Krankheit auf Menschen übertragen (Artikel im Handelsblatt vom 30.10.15).

Wilderer einerseits, das Fressen vergifteter Tierkörper andererseits dezimierten die Geierpopulationen massiv. Letzten Februar fand in Toledo eine internationale Konferenz zum Geiersterben statt. Die Zahl der Tiere sei in den vergangenen Jahrzehnten in Afrika und Asien um 95 Prozent geschrumpft, so die Organisatoren (Kleine Zeitung, 19. Februar 2017). Eine gefährliche Entwicklung für die Gesundheit von Mensch und Tier, der nun mit einem Aktionsplan entgegen getreten werden soll.

Als schwarze Beobachter kreisen die Geier weiter über Manizales auf der Suche nach dem Tod. So unheimlich das ist, gut sind sie da.

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