«Es ist fünf vor 12». Wenn wir das hören, schwant uns Übles. Manchmal auch zu Unrecht.
Jedes Jahr, am letzten Samstag vor dem 30. Oktober, gibt es für die Basler Kinder nichts Schöneres als fünf vor 12. Denn wenn um 12 Uhr die Glocken läuten, ist endlich wieder «Mäss».

Aus dem Spätmittelalter stammt der Brauch, dass der «Mässglöckner» vom Turm der Martinskirche um 12 Uhr das ersehnte Startsignal gibt. Mit seinen beiden «Mässglöggli» läutet er eine Viertelstunde die Messe ein – die kürzeste Viertelstunde der Welt.
Denn nur 15 Minuten lang fahren alle Bahnen der Herbstmesse, ohne dass jemand ins Portemonnaie greift. Sich auf dem Barfüsserplatz den Magen umdrehen lassen, an der Mustermesse Schwindelgefühle kriegen, im Kasernenareal kreischen und sich gruseln, auf dem Münsterplatz eine Frontalkollision im Autoscooter überstehen – alles gratis.

Was haben wir die Lehrerinnen und Lehrer bekniet! Was haben wir gebettelt und gefleht! Wir wollten nur ein bisschen früher raus, bevor die Warteschlange vor den guten Bahnen zu lang war und nur noch auf dem Baby-Schwänlibähnli Platz. So brav wie an diesem Samstagvormittag waren wir das ganze Jahr lang nie. Und nie so schnell den Kohlenberg hinunter mitten im Gewühl auf dem Barfüsserplatz.
«Z Basel isch Mäss» – ein Besuch lohnt sich auch nach der ersten Viertelstunde noch. Die Basler Herbstmesse dauert noch bis am 10. November, der Markt auf dem Petersplatz zwei Tage länger.
Meine acht Tipps für einen erfolgreichen Besuch an der Basler Herbstmesse:
- «Rosekiechli» probieren, die gefaltete Version der «Fasnachtskiechli» für einen Puderzuckerschock und die typischen weissen Spuren auf der Jacke. Zu haben zum Beispiel auf dem Petersplatz Nähe Peterskirche und auf dem Barfüsserplatz vor dem Casino.
- Riesenrad auf dem Münsterplatz: Als Fotosujet bei Tag oder Nacht am schönsten von der Mittleren Brücke aus und als wunderbarer Aussichtspunkt für einen Blick über die Stadt, den Rhein, vier Kantone und hinüber zu den deutschen und französischen Nachbarn.
- Am Kamelrennen teilnehmen auf dem Kasernenareal – für Adrenalin ohne dabei Kopf zu stehen.
- Eine Fahrt auf der Swing up auf der Rosentalanlage – ein Kettenkarussell ohne Ketten und dieses hartnäckige Gefühl, dass sie jeden Moment reissen.
- Mit nach Hause nehmen: Ein «Mässpäggli» mit süssen Sünden von «Rahmdääfeli» über «Mässmögge» bis «Schoggimaagebrot».
- Wie und wann: Am besten mit dem öffentlichen Verkehr kommen. Vorsicht vor dem 1. November, wenn die deutschen Nachbarn und die katholischen Kantone frei haben.
- Was und wo: Alle 49 Bahnen (die meisten im Kleinbasel im Kasernenareal und rund um die Mustermesse), 76 Verpflegungsstände, 71 Süsswarenstände, 63 Spielgeschäfte (vom Enten fischen bis Lukas hauen) und 242 Verkaufsstände (über 200 auf dem Petersplatz) an 10 Standorten im Gross- und Kleinbasel sind hier aufgeführt.
- Planung: Für das volle Programm (streng!) zum Beispiel vom Bahnhof mit Tram Nummer 2 bis Kunstmuseum, von dort zu Fuss auf den Münsterplatz, dann zu Fuss zum Barfüsserplatz. Von dort zu Fuss oder mit Tram Nummer 3 (Haltestelle Lyss) auf den Petersplatz (v.a. Verpflegung und Marktstände). Danach zu Fuss zur Schifflände oder auf den Marktplatz, via Mittlere Brücke zu Fuss oder mit dem Tram 8 aufs Kasernenareal (Haltestelle Kaserne), später vom nahe gelegenen Claraplatz mit dem Tram oder zu Fuss zur Mustermesse (Haltestelle Messeplatz). Am Schluss mit dem Tram 2 zurück zum Bahnhof SBB.
PS in anderer Sache:
Herzlichen Dank all denen, die mich für die lange Funkstille gescholten haben. Einen Blog haben und dann nicht regelmässig publizieren, gehört sich nicht. Und für eine Kommunikationsspezialistin erst recht nicht. Bitte nicht nachmachen.
Dieser schöne Bericht macht einem gleich Lust nach Basel aufzubrechen und den Herbstbeginn zu feiern.