Unterwegs zwischen Ländern und Kulturen fällt mir auf, dass die Schweiz besonders gerne reglementiert und verbietet. Wenig Fläche lässt wenig Spielraum – so scheint die Devise.
Hier muss man stehen, dort muss man gehen. Das ist privat. Rasen nicht betreten. Ruhe nach 22 Uhr. Türe schliessen, Ausfahrt freihalten. Abbiegen, nicht abbiegen, nicht rauchen, nicht anlehnen, nichts aufhängen, hier anstehen, bitte absitzen, eine Nummer ziehen.
Tief durchatmen.
Dass es auch anders geht, beweist ausgerechnet die katholische Kirche und zwar in der Aargauer Gemeinde Kaiseraugst.
Sie kennen den Ort. Das ist dieses geschichtsträchtige Dorf am Rhein, in dem sich nicht nur die alten Römer und Germanen, sondern in den 1970er und 80er Jahren auch AKW-Gegner und Befürworter erbittert bekämpften, wild entschlossene Männer und Frauen aus dem Dorf und weit darüber hinaus.
Heute wird Widerstand mit sanfteren Mitteln und Worten formuliert. Zum Beispiel so:

Ich finde das Schild grossartig. Auf meine Frage beim römisch-katholischen Pfarramt, wie es zu dazu kam, schreibt Stephan Kochinky, Diakon und Gemeindeleiter: «Ich wollte nicht einfach nur ein Verbotsschild aufstellen, sondern es in Worte kleiden, die es dem Leser einfacher machen, den Inhalt zu beachten.»
Anders formuliert: Humor schafft Aufmerksamkeit. Die Kirche bedient sich damit im Werkzeugkasten der Werbung. Warum auch nicht.
Das Schild stehe schon seit mehr als einem halben Jahr. Er habe nur positive Reaktionen erhalten. Aber ob es wirke, sei schwer festzustellen, so Stephan Kochinky.
Sicher ist: Mit einem Lächeln im Gesicht bleibt es sich gleich viel lieber auf dem rechten Weg. Zumindest im Hinblick aufs Falschparkieren vor der Kirche dürfte man sich im Dorf sogar einig sein, was der rechte Weg ist.
Das alternative Parkverbotschild macht Spass. Allerdings stört mich ein bisschen das *muss“, obwohl es ein weiches und nicht ein strammes muss ist. Vielleicht hätte auch „darf in die Kirche gepasst.
Das „muss“ ist ja der Clou an dem Spruch. Und das wird dann relativiert durch die folgende Einladung. Wenn man das Muss weglässt, ist der ganze Spruch witzlos!
Genau. :-)