Gesichter raten

Nach vielen Monaten Maskenpflicht bin ich ein bisschen Maskenfan geworden. Ich habe mich schon so an das Stück Stoff gewöhnt, dass es mir fast fehlt, wenn ich es nicht anhabe. Man kann dahinter wunderbar Grimassen schneiden, hemmungslos gähnen und keiner sieht die Petersilie, die nach dem Essen noch zwischen den Zähnen hängt.

Die Gesichtsmasken bringen eine ganz neue Spannung in den Alltag. Ist der da der, den ich meine? Wer winkt mir da so freundlich zu? Besonders lustig ist es, wenn man Leute nur mit Gesichtsmaske kennt. Sieht man sie plötzlich ohne, findet das Kennenlernen gleich noch einmal statt.

Mir gefällt auch dieser Hauch von Anarchie, der die vermummten Gesichter umweht. Was sonst nur an illegalen Demos getragen wird, ist Alltag geworden. Jetzt ist vom Kleinkind über den Krawattenträger bis zur Urgrossmutter jeder ein kleiner Chaot.

Die Masken sind Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Sie verraten mehr über den Menschen dahinter, als es das nackte Gesicht je könnte. Da frohlockt die Psychologin, der Modeliebhaber jubelt. Und auch der Fotograf hat seine Freude daran.

Ein paar besonders schöne Exemplare auf den Strassen von Manizales:

 

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