Mit den Augen eines Kindes

Im Dunkeln (Bild: M. Schäfer)
Im Dunkel der Nacht sieht sogar eine Party furchterregend aus. (Bild: M. Schäfer)

Seit ich als Kind «Gremlins» gesehen habe, schlafe ich mit den Füssen unter der Decke. Sie wissen ja. Die knuffigen Mogwais darf man nach Mitternacht nicht füttern. Sonst verwandeln sie sich in schleimige Hügel, denen sadistische Monster entsteigen. Und die könnten überall sein.

Zugegeben, die Angst vor nächtlichen Gremlinsattacken hat sich in den letzten Jahrzehnten gelegt. Aber ich erinnere mich gut daran, wie real und bedrohlich das Szenario als Kind war. Obwohl jeder Morgen bewies, dass alle Zehen noch dran waren, kam die Angst zurück, sobald ich im Dunkeln allein im Bett lag.

Warum ich das erzähle? Als digitale Nomadin kann es geschehen, dass mitten in der Nacht Kinder ins Bett kriechen. Halbwach, vielleicht wegen Monstern unter dem Bett oder ein paar grölenden Zombies auf der Strasse.

Als sich die Tür zum Schlafzimmer um vier Uhr früh öffnete, sah ich mich mit den Augen eines Kindes. Eine Erwachsene, gross und stark. Erwachsene sind Schutzwälle. Egal, dass sie nach Knoblauch riechen und Erwachsenenschweiss. Das hält die Monster nur noch besser fern.

Dabei haben – versteckt vor Kinderaugen – auch Erwachsene ihre Monster, gegen die sie einsam kämpfen. Monster, die sich nicht unterm Bett verstecken, im Keller oder Kleiderschrank. Aus dem Meer wirrer Gedanken steigen sie nachts wie Blasen auf und vergnügen sich an der Oberfläche des wehrlosen Selbst.

In jener Nacht habe ich nicht mehr viel geschlafen. Auch als die Kinder in andere Betten verschwanden nicht. Aber ich fühlte mich gross und stark – keine Monster weit und breit.

One thought

  1. Die Monstergeschichte hat mir gut gefallen. Als Psychologue sind mir Kinderideen etwas vertraut und sie erfreuen einen, weil die Umwelt auf einmal viel interessanter wird.

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