Schule auf dem Vulkan

Schulhaus in Vulkannähe (Bild: M. Schäfer)
Schulhaus in Vulkannähe (Bild: M. Schäfer)

Auf 3710 Metern über Meer ist es kalt, zwischen 5 und 8 Grad. Leichter Regen fällt über dem Paramo. Wir begleiten ein Team, das mit der Vermittlung und dem Schutz von Kulturgütern beauftragt ist. Auf einer kleinen Ebene, umgeben von grün-braunen Hängen, hält der dreckverspritzte Jeep an. Wir sind da.

Nebelschwaden streifen über das Eternitdach des langgezogenen niederen Gebäudes, auf das wir zugehen. Eine Veranda verbindet die Räume, die Türen stehen offen. Drin beugen sich kleine Gestalten über ihre Hefte, an der Wandtafel steht die Lehrerin. Matheunterricht. Kinder und Lehrerin tragen Gesichtsmasken, Schals, Jacken, Mützen, Handschuhe und Gummistiefel.

Die kleine, bescheiden eingerichtete Schule für Bauernkinder heisst «Aspar», nach dem Verein der landwirtschaftlichen Produzenten des Ruiz, der sie ihre Existenz verdankt. Administrativ gehört sie zur Gemeinde Villamaria, einem Nachbarort von Manizales. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 460 km2, fast die Grösse des Kantons Obwalden. Es reicht von 1900 m ü. M. bis 5000 m ü. M.

Villamaria ist zwei holprige Autostunden entfernt. Hier oben hat ein anderer das Sagen: der Nevado del Ruiz, der zweithöchste aktive Vulkan auf der nördlichen Erdhalbkugel. Er lässt es ab und zu beben und Asche regnen, sein Atem riecht nach Schwefel. In einem der Klassenzimmer hängt die Gefahrenkarte des Vulkans. Die Kinder kennen ihren grossen Nachbarn bestens. Fachleute vom seismologischen Institut schauen regelmässig vorbei. Wer hier lebt, fürchtet den Vulkan nicht, bleibt aber wachsam.

Die Kleinen schauen die Fremden neugierig an. Ein Dutzend von ihnen ist heute da, etwa zwischen 5 und 14 Jahre sind sie alt. Es hat viel geregnet in letzter Zeit, das macht den Schulweg schwierig. Es gibt einen Schulbus, der die Kinder von den verschiedenen Höfen und Weilern der Region abholt und bringt. Zwischen halb neun und eins ist Schule. Die Lehrerin fährt jeden Tag von Manizales herauf.

Das Team richtet den Raum, der als Aula dient, für ihre Zwecke ein. Es gibt ein Powerpoint-Quiz, in dem es um die verschiedenen Arten von Kulturgütern geht. Auch der Vulkan und die Lebensweise der Menschen um ihn herum gehören dazu. Kulturerbe, Naturerbe. Die Kinder machen begeistert mit und wissen viel, obwohl die Fragen schwierig sind. Spielerisch wird eine Antwort nach der anderen erarbeitet. Zum Abschluss gibt es kleine Geschenke, Süssigkeiten und ein Gruppenbild. Eine der Gewinnerinnen sagt, sie möchte später Rollschuhfahrerin werden.

Während wir die eingefrorenen Glieder reanimieren und zusammenpacken, rennen die Kinder zum Mittagessen. Wir werfen einen letzten Blick auf die Schule und über die Wasserlachen auf dem Fussballplatz, die Schaukel, die grasenden Kühe. Ein aussergewöhnlicher Ort mit beeindruckenden Menschen.

One thought

  1. Dieser schöne Bericht freut mich sehr. Es gibt gute Unternehmer und bewundertswerte Menschen in einer eindrucksvollen Umgebung.

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