
Sobald das Wort «Kolumbien» fällt, fällt auch das Wort «Kokain». Ein hässliches Begriffspaar, das am Image dieses Landes haftet wie eine Zecke am Bein und allen grausam entgegenschlägt, die dort herkommen.
Dank viraler Videos auf TikTok haben es zur Abwechslung nicht die Drogenbosse, sondern die Coca-Bauern von Catatumbo in die internationalen Medien geschafft (BBC). Ihre Gesichter zeigen sie nicht, aber man sieht sie bei der Ernte der Cocablätter, beim Gitarre spielen mit Besen und dem Mischen der zerstampften Blätter mit Chemikalien.
Es sind Bauern in verschiedenen Randregionen Kolumbiens und der Nachbarländer, die mit dem Coca-Anbau ihr Überleben sichern. Meist, weil sie es anders nicht schaffen oder von brutalen Gruppierungen dazu gezwungen werden. Friedensabkommen? Zu wenig, zu langsam, zu schwach.
Coca ist wie Hanf eine uralte Heil- und Nutzpflanze. Nie lass ich mir meinen Tee aus Cocablättern entgehen, wenn der Vulkan ruft. Der Tee wärmt nicht nur, er hilft auch gegen Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel etc., die einem bei grossen Höhendifferenzen das Leben schwer machen. Es gibt auch Bemühungen, Coca für andere Zwecke nutzbar und populär zu machen, zum Beispiel in der Küche (reto coca). Ein schwieriges Unterfangen.
Bald will die kolumbianische Regierung wieder das krebserregende Entlaubungsmittel Glyphosat einsetzen, um die Cocakulturen aus der Luft zu zerstören. Darunter leiden vor allem die Bauernfamilien und die Natur. Von denen, die im Hintergrund die Fäden ziehen – bis in die Regierung und ins Parlament hinein – verschwindet ab und zu einer medienwirksam hinter Gittern. Doch das Geschäft läuft weiter, oft nimmt danach die Gewalt zu, wenn es darum geht, ein Machtvakuum zu füllen.
Währenddessen, weit weg, wird fröhlich das weisse Pulver konsumiert, Party gemacht, dort, wo Geld und das alles keine Rolle spielen. Dazu nur eins: Diejenigen, die das Zeug herstellen – unter anderem durch Zugabe von Kerosin und Batteriesäure –, kämen nie auf die Idee, die Droge selbst zu konsumieren.