Prinzip Hoffnung

Prinzip Hoffnung (Bild: M. Schäfer)
Hoffnung als treibende Kraft, auch wenn die Lage aussichtslos scheint (Bild: M. Schäfer)

Es steht wieder eine Reise an. Am Kiosk kaufe ich das übliche Flugfutter: Kaugummi, Toggenburger Biberli, Lesestoff. Erst am Gate realisiere ich die eigentümliche Kombination meiner Lektüre. Katastrophen und Hoffnung, das passt wie die Faust aufs Auge. Ich beginne über die Hoffnung zu lesen, die Katastrophen sollen warten.

«Hoffnung ist eine menschliche Eigenschaft, um zu überleben. Ohne Hoffnung gehen wir zugrunde.» So antwortet Jane Goodall auf die Frage des Journalisten Douglas Abrams, was Hoffnung sei. Sie ringt nach den richtigen Worten. Nicht weil die Verhaltensforscherin und Naturschützerin bald neunzig Jahre alt ist. Sondern weil sich der Begriff gegen seine Definition zu sträuben scheint. Hoffnung sei auf jeden Fall nichts Passives, sagt Jane Goodall in ihrem Buch. Die Hoffnung, sie verlange nach harter Arbeit. Damit das, worauf wir hoffen, dass es eintrifft, Wirklichkeit werden könne.

Das haben sich offenbar auch die fast 22 Millionen Menschen gesagt, die am Wochenende den nächsten kolumbianischen Präsidenten gewählt haben. Die Wahlbeteiligung von gegen 60% war ebenso historisch wie das Wahlresultat. Gustavo Petro, ein Ökonom mit Guerilla-Vergangenheit, wurde als erster Linker an die Spitze des Landes gewählt. Andere, die es versucht hatten, bezahlten dafür mehr als einmal mit ihrem Leben. Petro hat es im dritten Anlauf geschafft, auch dank Francia Márquez, die als erste schwarze Frau Vizepräsidentin wird. Sie ist Anwältin, Menschenrechtsaktivistin und Umweltschützerin. Und sie kommt aus einer armen Randregion, wo sie sich als alleinerziehende Mutter von der Putzfrau bis nach oben gearbeitet hat.

Am meisten Stimmen erhielt Petro in eben diesen armen und vom Staat vernachlässigten Randregionen. Dort haben die Menschen teilweise bis zu zwei Tage Weg zum nächsten Wahllokal auf sich genommen, angetrieben von der Hoffnung auf einen Wandel. Sie wollen mehr Chancen, mehr Sichtbarkeit, mehr Sicherheit, mehr Arbeit. Mehr vom Leben.

Hoffentlich werden sie nicht enttäuscht. Das wäre für dieses zutiefst ungleiche Land eine Katastrophe.

One thought

  1. Es ist wahr, die Hoffnung ist am Anfang sollte aber dann zur Aktion führen und nicht zur Passivität. Hoffentlich bringt der neue Präsident gute Lösungen für Kolumbien

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