
Ein interessanter Aspekt ortsunabhängigen Arbeitens ist «Housesitting». Immer mal wieder bietet sich mir dafür die Gelegenheit, wenn jemand Ferien macht oder beruflich eine Weile ins Ausland geht. Ich kümmere mich dann um Post und Pflanzen. Manchmal kommt ein tierischer Mitbewohner oder eine Mitbewohnerin dazu. Dieses Mal hiess sie Cookie.
Cookie war eine weisse, mongolische Rennmaus. Warum «war», fragen Sie? Morgens und abends sah ich sie, wenn sie im Einstreu herumschnupperte, durch das sie ihre Tunnel baute. Manchmal sass sie in der Sandschale, das ihr als Badezimmer diente, oder nuckelte allerliebst an der Wasserflasche. Doch am Donnerstagabend und Freitag liess sie sich nicht blicken. Sie ist gestorben, zurückgezogen in ihr Häuschen, weich gebettet auf duftendem Heu.
Aus die Maus.
Das ist sehr traurig, Haustiere sind Familienmitglieder. Aber ich mache mir keine Vorwürfe und ihre jungen Betreuerinnen, die bald zurückkommen, hoffentlich auch nicht. Cookie war nicht mehr die Jüngste, es stand mit ihrer Gesundheit nicht zum Besten. Die leere Kartonrolle des Toilettenpapiers, die sie früher in Minutenschnelle in Schnipsel zerlegt hätte, liess sie links liegen. Auf ihre alten Tage frass sie nun am liebsten getrocknete Insekten statt Sonnenblumenkerne. Ich suchte sie ihr aus der Futtermischung heraus wie das Aschenbrödel die Linsen.
Ich nehme an, sie war bereit, als der Tod sanft ans Terrariumglas klopfte. Erst vor Kurzem – zum Glück nicht in meiner Obhut – ist ihre Kollegin gestorben. Bald hätte Cookie wieder Gesellschaft bekommen, denn Rennmäuse sind äusserst soziale Tiere. Dazu kam es nicht mehr.
Cookie war eine gute Maus, obwohl sie meine Finger manchmal mit Mehlwürmern verwechselte. Im Alter werden wir ja alle etwas wunderlich. Mir gefiel auch ihre ungeduldige Art, mit der sie mir mit winzigen Pfötchen die Leckereien aus der Hand riss. «Mensch, das ist meins!», hörte ich sie in meinem Kopf dabei rufen. So klein sie auch war, die Wohnung scheint leer ohne sie.
Hoffentlich überleben die Pflanzen.
Vielen Dank für diesen einfühlsamen Bericht über eine kleine sympathische Dame.