
Gestern ein kurzer Marsch durchs Stadtzentrum. Die Strassen sind voll, zu voll in Pandemiezeiten. Wir verziehen uns in die einsameren Hintergassen auf der Suche nach einem Arepa-Stand.
Ein süsslicher, warmer Geruch weht uns entgegen. Wir werfen einen Blick in einen Eingang, eine kurze Treppe hinunter: Holz, überall Holz, eine kleine Werkstatt. Wir kommen mit dem Schreiner ins Gespräch, dürfen eintreten. Überall liegen, stehen, stapeln sich Holzelemente und Sägespäne. Ich möchte mich auf den grossen Topf Holzleim stürzen und eine Skulptur bauen, ein Holz-Tinguely vielleicht.
Aber schon sitze ich wieder daheim am Schreibtisch und arbeite. Die Wörter erscheinen und verschwinden auf dem Bildschirm. Der Boden unter meinem Stuhl bleibt sauber, da ist nichts, nur Hausstaub und Kabel.
Überflüssige Wörter, gelöschte Buchstaben, ausgeschnittene Sätze: Wo gehen sie hin? Ich möchte sie um mich haben, Berge und Meere von ihnen, die sich ganz von selbst zu neuen Sätzen und ganzen Geschichten formen, jedes Mal, wenn ich wie ein Fliegenfischer durch sie hindurch aus dem Zimmer wate, Satzfetzen am Ärmel, Ausrufezeichen im Haar.
Aber je weniger Papier, desto mehr Baum, sage ich mir. Und hoble weiter digital.
Es ist eine schöne Idee, sich um den „Abfall“ beim Schreiben Gedanken zu machen. Und gar um die Zukunft der verlorene Worte, die wir austauschen und die in der Atmosphäre herumschwirren und doch irgendwie weiter leben. Als Hintergrund für unser menschliches Dasein.